4. Januar 2009

Aus Licht und Eis gewoben..Spitzen aus Brügge

Ein Tag in Brügge. Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, Brügge bleibt in jeder Jahreszeit faszinierend. Der Tag hatte ziemlich klar und kalt begonnen, wandelte sich aber während der Fahrt mehr und mehr zu einem nebeligen Wintertag.
Es war noch früh, als wir in Brüge ankamen. Die Parkpätze waren fast leer, die Strassen ebenfalls, nur ein paar Frühtouristen huschten durch die Gassen. Die Geschäfte waren zum Teil noch geschlossen, man merkte aber an allem die Vorbereitungen zum nahenden Winterschlussverkauf. Die Luft war nebelig, versprach aber später sonnig zu werden. Die Kanäle waren zugefroren, leer, keine Boote zu sehen, Brügge schien an manchen Ecken noch zu träumen. Nur die vielen Kirchen und Türme ragten mit ihren Spitzen schon ins helle Licht.

Die ersten Karossen machten sich auf den Weg,
der Frost gab auch seine Opfer preis.

Das Minnewater lag still und zugefroren. Über die Brücke gelang man zum eingang des Beginenhofes.
Flanderns berühmtester Beginenhof "Ten Wijngaarde" (zum Weingarten) entstand etwa um 1230, gestiftet von Johanna von Konstantinopel, Gräfin von Flandern. Über die Dijverbrücke und durch ein hohes klassizistisches Portal betritt man den Fürstlichen Beginenhof von Brügge. Bewohnt wird Flanderns meist besuchtes Stift heute von Benediktinerinnen, nachdem 1930 die letzte Begine gestorben war, erste Beginensiedlungen gab es allerdings schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Die Häuschen mit ihren Vorgärten stammen aus dem 17. Jahrhundert. Gleich neben dem Eingang befindet sich ein kleines als Museum eingerichtetes "Begijnhuisje".
Das Minnewater diente seit Vorzeiten als Hafen und vermittelt jene Melancholie, die Dichter und Maler immer wieder angezogen hat. Kein anderer Beginenhof wurde so oft beschrieben. In Georges Rodenbachs bekannter Brügge-Erzählung steht er als Beispiel für die einst „tote Stadt". Auch andere Dichter konnten sich der Magie des Stiftes nicht entziehen, wie etwa Rainer Maria Rilke oder Charles Baudelaire.
Marcel Proust empfahl ihn als Reiseziel, "weil das der einzige Ort auf der ganzen Welt ist, wo die Atmosphäre vollkommen der notwendigen Trauerstimmung entspricht."
Heute schwimmen hier Schwäne und fröhliches Stimmengewirr erfüllt den Beginenhof, der sich so malerisch mit seinen weißgetünchten Häusern präsentiert als sei die Zeit tatsächlich stehengeblieben.
(folgender Beitrag: Rilke in Brügge)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

wunderschön! freu mich schon aufs Folgende

AOEA hat gesagt…

ja, liesel, das folgende wird kommen, eins nach dem anderen!
;-)

Mirthe Duindam hat gesagt…

Mooi om te zien, al die bekende plekjes van Brugge in wintersfeer!
Groetjes,
Mirthe