4. Oktober 2009

TEIL 3: "scientia vincere tenebras"; oder: wie die Kathedrale der Heiligen MICHAËL und GUDULA zum grössten antisemitischen Monument wurde..

das vorige Posting endete folgendermassen:
*Heute weiss man, dass Hostien, an feuchten Orten aufbewahrt, durch die Anwesenheit von Schimmelpilzen rote Flecken bekommen; was verdeutlicht, warum man meinte, die Hostien hätten geblutet...

Hier:
Nun für BARBARA :-)

Bei den Schimmelpilzen handelt sich um: Serratia marscescens.


Zur Art Serratia marcescens gehören gramnegative, fakultativ anaerobe, nicht sporenbildende, sich aktiv mit peritrich angeordneten Geißeln bewegende, stäbchenförmige Bakterien. Sie produzieren die hydrolytischen Enzyme DNase, Gelatinase und Lipase.Sie kommen ubiquitär im Boden, Wasser, auf Tieren und Pflanzen vor und sind in der Regel harmlose Saprobionten (Destruenten organischer Stoffe). Die Bakterien können problemlos auf gängigen Medien kultiviert werden. Sie bilden in der Regel ein rotes Pyrrol-Pigment (Prodigiosin, von lateinisch prodigium = Wunderzeichen, siehe unter Historisches), wodurch die Kolonien rot gefärbt sind (siehe Bild 1). Das Genom von Serratia marcescens wurde vom Sanger Institute (Cambridge, Großbritannien) vollständig sequenziert. Es besteht aus einem einzigen in sich geschlossenen DNA-Strang („Bakterien-Chromosom“) und hat eine Länge von 5,1 MBp.Diese Schimmelpilze sind überall zu finden ( im Wasser und im Boden) lieben altes süsses Brot- und eine roten Farbstoff, der dem Blut ähnelt.

Nun geht es wieder weiter...Aber leider dieses Mal wenige Abbildungen, mit der Geschichte des Erzengels MICHAEL.

Man taucht nun unter in die Tiefen der dunklen Vergangenheit der kleinen Stadt aus den Sümpfen, aus der eine grosse und "herrliche" Stadt voller Geschichten, Intriegen und Machtkämpfen entstand ..

Der Kult der „entweihten Hostien“ (denen man einen wunderwirkenden Charakter verlieh) nahm in Brüssel im Lauf der folgenden Jahrhunderte eine unglaubliche Entwicklung an, und wurde zum wichtigsten Kult der Stadt, zusammen mit der („menschlicheren“)Verehrung der heiligen Jungfrau Maria.

Dieser Kult sowie sein gewalttätiges antijüdisches Gestänke wurde durch die kirchlichen Behörden gefördert und durch die Mächtigen unterstützt, insbesondere die Habsburger und andere „Verbündeten“ mischten mit: Karl V warf sich mehrere Male vor den Hostien nieder!!! Unter seiner Herrschaft wird ihnen eine anspruchsvolle Kapelle im Norden des Chors des „Kollegialen“ gestiftet. Große Künstler arbeiteten dort. Die Glasmalereien – sie stellen die Entweihung der Hostien dar - wurden von den mächtigsten Fürsten Europas (die eine Familienverbindungen mit dem Kaiser François 1°, dem König von Frankreich und den Königen von Portugal und von Ungarn hatten …) der Kathedrale geschenkt.


Im XIX° Jhdt. werden die Seitenschiffe mit neuen Glasmalereien ausgestattet, die die Legende des Heiligen-Sakramentes erzählen, (gestiftet von Mitgliedern der Noblesse und sogar von König Léopold 1° ) .… Erstaunlich ist, dass bis vor nicht allzu langer Zeit dort noch ein grosses Gobelin zum selben Thema den Chor schmückte....
Diese Überfülle der Anrufungen (Fürbitten) der ließ einen Historiker erklären, dass die Kathedrale das größte antisemitische Monument des Landes sei….

Im XV Jh.wurde der Brauch der Prozession des Heiligen Sakramentes eingeführt


Von diesem Zeitpunkt an gab es alljährliche Prozessionen; zu bestimmten Jahrhundert-Terminen wurden sogar imposante Jubiläumsumzüge organisiert; es wurden Messen gelesen, die Strassen prunkvoll dekoriert, musikalische Werke komponiert.

Die ersten Widerrufe und Proteste kamen aus verschiedenen Richtungen: -dem Milieu der liberalen-und den antiklerikalen- und dem Milieu der Laien, die erwirken konnten, dass 1870 die Instaurierung(ist das das richtige Wort)?? und die Feierlichkeiten des Heiligen Sakraments annuliert wurden. Erst 1877 liess die Kirche in der Kapelle eine Inschrift anbringen, (-jedoch in zweideutigen Begriffen verfasst) die den legendären Charakter des „WUNDERS“ anerkennt. Der gut gemeinte Rat eines Professors der Kath. Universität Louvain wurde nicht befolgt: er hatte in den 60er Jahren beabsichtigt, sich offiziell bei der jüdischen Gemeinde zu entschuldigen. ....

Man könnte sich folgende Fragen stellen:

* wurde die Verehrung dadurch verwischt?
* Und dadurch der Hass auf der Gegenseite angefeuert?
* warum haben die Mächtigen (des Volkes) die Verehrung des „Heiligen Blut-Kultes“ so sehr gefördert?
Erst ab dem XIX° Jh. scheint die Stadt sich an ihren Heiligen Schutzpatron zu erinnern.
Das Jesuitenkollege der Stadt wird unter seine Schirmherrschaft gestellt. Erst 1909 nimmt die „Université libre de Bruxelles“(eine Laien-Institution, die 1834 von den Freimaurern, als Gegenpol der Katholischen Universität von Leuven) gegründet wurde, den Erzengel Michael als Emblem.
Es ist wahr, dass sein Schwert durch die Fackel von Prometheus ersetzt wird:
Er thront über den Devisen
„scientia vincere tenebras“:
Die Wissenschaft: Licht (Licht der Wissenschaft), wird die Dunkelheit ( Die Unwissentheit) besiegen:


Université Libre de Bruxelles


Abbildung:KUL Katolieke Univesiteit van Leuven

Man könnte also behaupten, die Freimaurer hätten dazu beigetragen, die Erinnerung an „Saint-Michel“ in Brüssel wieder zu beleben !

Genaues darüber kann nicht gefunden werden. Es ist auch seltsam zu erfahren, dass der damalige PLACE ST. MICHEL, aus dem Jahr 1776, später umgetauft wurde; er wurde der heutige Märtyrerplatz ( Place des Martyrs).


Und grade dieser Platz, im Neo klassischen Stil der Epoche gebaut, weist die Proportionen eines Freimaurertempels auf! und-
damit ist die Geschicht natürlich noch nicht zu Ende....

5 Kommentare:

Michel Gastkemper hat gesagt…

Liebe Aoea,
Sie machen es jetzt ja spannend!
Herzlich,
Michel
(Wortbestätigung: cogeour)

Foersterliesel hat gesagt…

liebe Aoea,
ja, wirklich sehr spannend.
Ursprünglich wollte ich ja in Leuven studieren...

AOEA hat gesagt…

Lieber Michel,
Na es ist eben die GESCHICHTE die es interessant macht, ich zeichne es ja nur wieder auf, so gut es eben geht...
;-)


Haloohoo Försterliesel!
Das ist aber interessant, dass Du beinahe in Leuven studiert hÄttest! Es ist ein wirklich nettes schnuckeliges Uni-Städchen , auch schön gelegen!! Es gibt da so nette kleine Studentencafés....

Foersterliesel hat gesagt…

liebe Aoea,
Schnuckeligkeit war nicht der Grund,ich kannte die Stadt Leuven nicht, es war eine der ersten Unis die Kommunikationswissenschaften anboten. Die Freundin mit der zusammen ich hinwollte starb mit 17; dann schwappte 1968 bis zu mir und spülte mich in eine andere wunderschöne kleine Stadt. Auch ein ganz wichtiger Lehrer, der 1917 aus Odessa gekommen war, hatte in Leuven studiert. Alles das fiel mir plötzlich ein als ich Deine sehr, sehr interessanten Ausführungen las.
lieben Gruß!

barbara2 hat gesagt…

liebe aoea,
schimmelpilze, die hostien zum bluten bringen, finde ich nett, das merke ich mir für meine studies. interessant finde ich auch den freimaurertempel platz.
danke für die viele arbeit, die du dir da gerade machst
herzlich
barbara