4. Oktober 2009

Brüssel und der Erzengel Michael, Teil2

Heute ein wenig Geschichte, Hintergründe , auch wieder zusammengestückelt und mehr oder weniger gut übersetzt (mit herzlichem Dank an die plötzliche Hilfe via Skype-online....)

Man könnte meinen, dass Brüssel den Erzengel im Laufe der Zeit vergessen hat, oder besser, dass er nur noch "äusserlicher Schmuck" geworden ist: man könnte fast meinen er sei wieder in die Sümpfe versunken... (oder aber er hat sich zurückgezogen und ist auf einer anderen Ebene zuschauend tätig).


Hier eine historische Abbildung der COLLEGIALE der Heiligen 'Michael und Gudula' aus dem Jahre 1727


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Die erste Kirche (La collégiale de BALDERIC) brannte nieder, eine neue Kirche wurde erbaut, flankiert durch einen imposanten Vorbau (Westbau) im ottomanischen Stil. Die Grundmauern (sousbassements) sind heute noch dem Besucher zugänlich und befinden sisch unter dem Schiff der heutigen Kathedrale.


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Um 1226 beginnen die Bauarbeiten des heutigen imposanten Gebäudes, welches erst 2 Jahrhundere später fertig wurde. Die beiden Türme wurden 1490 fertiggestellt.
Der Südturm erhält 2 Glocken, die den Namen „Gudule“ und „Michel“ erhalten. Erst viel später, um 1804 kommt eine 3. Glocke hinzu, genannt „ST. Géry“. So sind die 3 Gründungselemente wieder im neuen Bau vereint.


Zur gleichen Zeit hatte , nicht weit von der Kathedrale entfernt, der grosse Maler der flämischen Primitiven, Roger Vander Weyden (Roger de la Pasture) sein Atelier. Hier entstand auch das berühmte Altarbild des letzten Urteils, welches nun im Hospiz von Beaune (Frankreich) bewundert werden kann.
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Der Flügelaltabild und das Detailbild des Erzengel Michael mit der Waage.



Der Maler Roger Vander Weyden ist in der Kathedrale beigesetzt, obwohl man die genaue Stelle nicht kennt, nur ein Schild weist darauf hin...


Die historischen Aufzeichnungen sagen nicht viel darüber. Wenn man heutzutage die Kirchen und andere religiöse - oder zivile Gebäude in Brüssel - besichtigt, findet man in fine sehr wenig Abbildungen ode Statuen des Erzengels, nur eine Militär- Gilde der Bogenschützen der Stadt Brüssel ernannte ihn zu ihrem Schutzpatron.


Man muss leider feststellen, dass in de Kirchen in Brüssel sehr wenige Abbildungen oder Statuen aus dem XVI Jahrundert zu finden sind. Die Religionskriege gingen dort vorbei, es gab um 1695 grosse Zerstörungen, anschliesend kam die franz. Revolution. Darauf folgte die die Kontra-Reform: im Laufe des XVII°, XVIII° und des XIX° Jahrhunderts wurden die Kirchen prachtvoll mit Kunstwerken der Kulturepoche (ideologisch und künstlerisch) dekoriert (im wahrsten Sinne des Wortes)...

Letztendlich zerstörten die Städteplaner des XIX° und des XX° einige alte historische Viertel und somit auch die Spuren vergangener Kulturen.
Nicht viel war übrig geblieben, auch nicht im Schatz.

Es verbleibt der Eindruck einer Leere.

Andererseits war ein anderer Kult stark anwesend, auf den man einen Moment zurückgreigfen sollte, nämlich der des ‚Wunders des Heiligen-Sakramentes’.
Im XIV° Jahrhundert, so turbulent es auch war,lebte eine kleine jüdische Gemeinschaft im Schatten des ‚Palais du Coudenberg’. Diese Gemeinschaft stand unter der Schirmherrschaft der Herzöge von Brabant. Nun geschah es, dass im Jahre 1369 die judische Gemeinschaft verdächtigt wurde, die Hostien in verschiedenen Kirchen von Brüssel gestohlen und sie dann mit Dolchstössen „getötet“ zu haben. Es wurde gemunkelt, die Hostien hätten „geblutet“.*..
Die „schuldigen“ „gestanden“ unter Tortur und wurden zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt, nachdem sie erst in den Straßen von Brüssel herumgezeigt und öffentlich gequält wurden.
Solche Erzählungen wurden in verschiedenen Gegenden des christlichen Europa bestätigt; insbesondere in Italien, in Deutschland und in Frankreich.Im Allgemeinen waren sie jedes Mal Vorwand einer judenfeindlichen Hetze.


*Heute weiss man, dass Hostien, an feuchten Orten aufbewahrt, durch die Anwesenheeit von Schimmelpilzen rote Flecken bekommen; was verdeutlicht, warum man meinte, die Hostien hätten geblutet..


So viel für heute....es wird aber weitergehen...(denn: Geschichte geht immer weiter)...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du, aoea, wieso schreibst du denn so lustig, mit den vielen Schreibfehlern?

Interessant übrigens, wie du an die Waage von Michael erinnerst, das alte Bild aus der "Halle der Maat", so leicht wie eine Feder. Will sagen dass man nur richtig gewogen ist, wenn das Gewicht so leicht wie eine Feder ist.

Und dann gleich zeigst du wieder Schweres auf, mit dem was der kleinen jüdischen Gemeinde passiert ist. Es erinnert mich gleichermassen an die alte einheimische Religion, der es ähnlich ergangen ist. Fremd und einheimisch, dasselbe Schicksal.

Foersterliesel hat gesagt…

liebe Aoea,
danke für die schönen Bilder!
Michael und die EU - bitte weitermachen!
lieben Gruß

barbara2 hat gesagt…

junge, junge, welche arbeit du dir gemacht hast! skype hilfe von semi?
und interessant, ich hätte nie gedacht, dass mich geschichte noch einmal interessiert.
herzlich
barbara

AOEA hat gesagt…

@ Maurulam: tja, die Tippfehlerchen..das ist so was...ich übersehe sie oft, und wenn ich dann nochmal durchlese kann es trotzdem passieren, dass etwas stehen bleibt...bin halt manchmal zu eilig...
"Das Schwere" mit er jüdischen Gemeinde..es geht noch weiter..

@ FörsterLiesel: ja, ich mache weiter es hat mich auch mehr gepackt als ich anfangs dachte. Denn eigentlich ist GESCHICHTE und DATEN nicht so mein Ding, aber hier hat es einen "klikk" gegeben, der meine Aufmerksamkeit geweckt hat.

@ Barbara, ja ich war mal wieder im Skype, und da kam es mir grade Recht, jemanden 'vom Fach' um genaue Worte (Formulierungen) fragen zu können. Da ich eigentlich in 3 Sprachen denke und hier auch oft von einer Sprache zur anderen wechsele ohne es recht zu wissen, ist es eine herrliche Übung sich in einer Sprache auszudrücken, wenn auch oft ein Wort nicht gleich in der richtigen Sprache "kommt". Meine Beiträge sind ein Patchwork" , ich lese in flämisch, andere Texte in französisch, (manchmal sogar in Deutsch) und schreibe dann alles in Deutsch....
deswegen kann es schon sein , dass einige formulierungen "konstruiert" rüberkommen. oder holprig...
Also, ich lese ncohmal Korrektur und stelle dann die Fortsetzung ins Netz....
bis dann also!!

AOEA
herzlich grüssend