Die Arbeit des Lay-out für das französische Mitteilungsblatt besteht darin, den Text korrekt und ausgewogen zu plazieren und nach Bildern zu suchen, die das, was der Text in Worten ausdrückt, bildlich zu „ untermalen“.
Im Artikel von Bart Lambregt über „MICHAEL und die Steinerschule in Brüssel“ wird über eine Abbildung des Erzengels berichtet die augenscheinlich “verloren“ oder „unauffindbar ist“. Die Abbildung, die dem Text beigefügt ist, ist aber eine andere , neueren Datums, und stellt eine vergoldete Statue des Erzengels Michael dar, die das Gegestück zu der heiligen Gudula ist.
Im antrhoposofischen Milieu „wusste“ man, dass Rudolf Steiner sich während seiner verschiedenen Reisen zwischen 1906 und 1910 , wenn auch nur kurz, in Brüssel aufgehalten hatte. Während eines Aufenthaltes besuchte er die Kathedrale und , so wird berichtet, betrachtete lange das Standbild des Erzengel Michael und sagte folgendes :
Es wäre gut, wenn jede anthroposophische Initiative in Brüssel vor diesem Bild innehalten würde.“
Mit anderen Worten: Jeder der vor diesem Bild meditiert kann erahnen, was diese Initiativen in Brüssel so aussergewöhnlich macht“...
Diese Aussage R. Steiners ist leider nirgens schriftlich hinterlegt, aber sie gehört in die Rubrik der „hypotetischen Aussagen“, die als wahr angenommen werden, da sie von Zeitgenossen R. Steiners der Nachwelt überliefert worden sind. Die Statue, von der hier die Rede ist, steht dort nicht mehr. “Man“ sagte, es sei das sehr schöne Bild eines jungen Engels mit fast weissem Gesicht; andere wiederum meinten, es handele sich um eine weisse Marmorstatue.
War es nun ein Bild oder eine Statue? Nichts Genaueres war bis jetzt bekannt, es kann aber sein, dass das Wort BILD daher komt, dass man im flämischen zu einer Statue „stanbeeld“ sagt und dass je nachdem in welcher Sprache man davon redete, entweder das Wort „standbeeld“ als „Bild“ oder „statue“ verstanden wurde. Also, nichts war deutlich und die Sache wurde umso spannender.
Bis jetz war also bekannt, dass eine Staute oder ein Bild in der Kathedrale gestanden hatte... Aber nichts war wirklich präzise....., das Thema wurde „geheimnisvoll“. Da man wusste, dass diese Statue sich in der Kathedrale befand, war die Wette sie wiederzufinden verlockend….und das war es, was mich veranlasste die Herausforderung anzunehmen.
Die ersten Nachforschungen ergaben die "Anwesenheit einer Statue irgendwo in den Tiefen der Sakristei ", die aber verschlossen war. Um Zugang zu bekommen musste ein Vorgesetzter die Tür öffnen. Andere Quellen sagten die Statue befände sich im Museum des Kirchenschatzes und man könnte sie teilweise durch eine Glasscheibe sehen. Die dritte Nachforschung ergab folgendes:
(Michel Bastin)
„Ich bin durch Zufall im ‚Shop’ der Kathedrale auf einem Syllabus gestossen der von einem Studenten verfasst wurde. Darin wird in der Tat die Existenz einer Statue des „Saint-Michel " erwähnt; die an der Rückseite des Lettners stand. Der Lettner (im neugotischen Stil erbaut,) befand sich seit dem XIX°Jh. am Westeingang der Kathedrale und wurde anlässlich der letzten Restaurierungsarbeiten ( Ende gegen 1999) abgerissen. “
Demzufolge ist es diese Statue die jetzt am Eingang der Schatzkammer steht (dort, wo sich der Kirchen-Schatz befindet.) Leider wird in keiner der Neuveröffentlichungen genaueres darüber berichtet.
Aha, hier war also eine deutliche Spur!!!
Aber seit WANN befand sich diese Statue dort?
Die Arbeiten in der Kathedrale hatten +/- 25 Jahre gedauert! Man musste sich also vor Ort umschauen, um Antworten zu finden. So machte ich mich an einem schönen sonnigen Vormaittag auf den Weg zur Kathedrale.
Es erstaunt mich immer wieder wie lichtdurchflutet es in dieser Kirche ist. Einerseits ist es auf den hellen Stein aus dem sie gebaut ist zurückzuführen, andererseits spielt auch der Lichteinfall eine besondere Rolle: Das Gebäude steht auf halber Höhe zwischen dem Rathausplatz ( für das Volk) und dem „Mont des Arts“, (Berg der Künste) Sitz der Museen, des Königspalastes , der Ministerien, der Politiker und der Bourgeoisie. Die Fenster befinden sich in Ost-West Anordnung, sodass den ganzen Tag über die Sonne in die Kirche fällt. Seltsam,ist auch, dass man ob man nun vun „unten“ oder von „oben“ in die Kirche eitritt, immer eine grosse Treppe „hinauf“ gehen muss ( kurze Erinnerung an den Ursprung:..aus den Sümpfen entstanden wurde auf einer kleinen Höhe die erste Kirche gebaut...)
Ich beachtete weder die Glasfenster, die Orgel noch sonstige Sehenswürdigkeiten und machte mich auf die Suche nach dem Eingang der Schatzkammer: eine eiserne Gittertüre, ein schmaler Eingang (Eintritt 1€) liess den Blick auf einen mittelgrossen Raum frei, in dem die „Schätze“ golden blinkten, vereinzelt sogar hinter Glas. Da der Vorgesetzte noch mit einem Besucher sprach, hatte ich Zeit um einen neugiereigen Blick ins Innere zu werfen...um eventuell die Statuen zu entdecken, .... aber auf den ersten Blick konnte ich sie nicht.entdecken.
Dann war es an mir , meine Fragen zu stellen...: „man hat mir gesagt... ich suche...haben Sie ...die vor langer Zeit...Statue eines Erzengels“...i
ch kam nicht zum Ausreden ..da kam auch schon die direkte Antwort : „dort-sehen Sie… hinter Ihnen ....da oben....“ Tatsächlich, hinter mir, -ich musste den Kopf stark drehen und nach oben schauen- stand- auf einem Sockel von +/- 1.20m eine Statue aus Holz geschnitzt!! die einen jugendlichen Engel darstellte, mit gesenktem Blick, noch ausgebreiteten Flügeln, griechisch-römisch gekleidet, in der rechten Hand ein gesesnktes Schwert, in der linken Hand einen runden Schild, verziert mit einem Tatzenkreuz (wie bei den Templern), der linke Fuss leicht auf dem Kopf eines gefallenen Engels ruhend.
Diese Statue strömte eine graziöse Leichtigkeit und Anmut aus. Es war kein schwer bewaffneter und geharnischter Ritter der sich anschickt einen Drachen zu töten, obwohl seine Bewegungen Beherrschung und Entschlossenheit ausstrahlten. Mein erster Eindruck war : grosses Erstaunen !!!
Den gesuchten hier zu finden, -„abgestellt“-, hoch in einer dunklen Ecke ! Ich erhielt ohne Weiteres die Erlaubnis zu fotografieren, aber auch hier war das keine leichte Sache: durch den Platzmangel konnte ich weder genug Abstand nehmen noch einen geeigneteren Standort für gute Aufnahmen finden. Auch die Lichtverhältnisse waren ungünstig: Es gab entweder zu viel Schatten, oder zu viel Gegenlichtlicht
Der Vorgesetzte gab mir gerne einige Erklärungen:
„Die Statue ist aus polychromem und vergoldetem Holz. Sie stammt aus den südlichen Niederlanden, aus dem XIX Jahrhundert (geschätzt von 1600-1700).
(Um dies zu bestätigen hielt er mir den Katalog der Kathedrale,“vor die Nase“ wo alles schwarz auf weiss gedruckt stand, auch ein Foto war zu sehen.) Weiter erzählte er: „ Der Schutzpatron der Katehdrale ( zum ersten Mal erklang diese Wort) ist ein junger Erzengel ausgerüset mit Schwert und mit Schild, der den aufsäßigen Engel zurückdrängt. Dieser Kampf symbolisiert den inneren Kampf, den jeder Christ gegen den Dämon liefert, der das Böse darstellt. “
Die Statue wurde Ende des 19. Jahrhunderts aufgestellt und am Ende der Restaurierung der Kathedrale entfernt.
Nun - jetzt war das Rätsel gelöst, das „Bild“ -die „Statue“- war gefunden.
Natürlich kann man vor jedem Erzengelbild meditieren, aber in diesem Fall fand ich es interessant, herauszufinden vor welchem Bild (oder Statue) Rudolf Steiner seine „schicksalschweren“ Worte ausgesprochen hatte; als ob er vorgefühlt hätte, dass in Brüssel, der Kampf mit den Drachen ( Mehrzahl) noch nicht beendet sein würde..... ...
Nun stand diese Statue vor mir, und erinnerte mich an andere- „schon gesehenes Abbildungen-“ irgendwo, aber wo? Nach einigen Überlegungen fand ich es: es waren die Malereien von „Raffaello Santi“ genannt Raphaël.
Es gab aber weitere Abbildungen nach dem selben Motiv, so wie hier untenstehend..
gdfhdfh
Hier nun der Erzengel aus Brüssel: es handelt sch um die ersten Aufnahmen, die eben in etwas ungünstigen Umständen aufgenommen wurden...vielleicht ergibt sich eine Gelegenhiet, um wirklich bessere Aufnahmen machen zu können...
wer weiss...
die Bilder sollten zum Vergrössern ruhig angeklikkt werden!!!!!
* * *
8 Kommentare:
Mir gefällt er, der flämische Michael. Allerdings kann ich nur GA lesen.
liebe Aoea,
sehr schöne Bilder,
danke für die detektivischen Anstrengungen (die Dir aber sicher Spaß gemacht haben ?)
lieben Gruß!
liebe aoea,
das war ja wie ein spannender krimi! also ich finde deine aufnahmen sehr gelungen, man kann ihn gut sehen und der unten liegende hat hörner;-)
vielleicht solltest du das deinen anthros schicken. ich finde, es hat schon einen bedeutung und es ist eine schöne statue
herzlich
barbara
liebe Maurulam, Försterliesel und Barbara, zum Thema 'R.Steiner in Brüssel'kann ich einen kurzen Auszug übersetzen, es sind wenige Hinweise, aber interessant. Das Tema des Vortrages 1910' ist auch dabei. ich muss erst diese notitzen wieder 'ausgraben'...
Zu den Fotos nun: in der Winternummer der Mitteilungen ( hier in Belgien) kommt natürlich ein kleiner Bericht ( in französisch) über die wiedergefundene Statue!!! mit Bildern!!
Es ist schon interessant, dass ab einem gewissen Zeitpunkt der DRACHE durch eine "menschliche Gestal"t ersetzt wurde. Wenn man genau hinschaut, ist es hier ein menschlicher Oberkörper, ( Kopf mit den Hörnern = gefallener Engel erinnert an den Teufel) wenn man gut hinschaut, hat diese menschiche Gestalt keine Beine sondern einen Drachenschwanz..
Liebe AOEA,
Rudolf Steiner war in Brüssel??? In meiner "Bibliographischen Übersicht", ist das nicht erwähnt, danach war Rudolf Steiner überhaupt nicht in Belgien - jedenfalls nicht, um einen Vortrag zu halten. Oder liegt nur keine Nachschrift vor???
Du hast wiedereinmal mehr sehr schöne Bilder.
Liebe Grüße, Barbara 1
liebe barbara 1,
michel hatte recherchiert und das in den kommentaren des vorigen posts abgelegt
hier ist die kopie
"Ich habe etwas über Brüssel finden können, im GA enthalten:
Besuch Steiners am 11.-12. Juli 1902
GA 39 S. 415
Vortrag 11. Juli 1916
GA 169 S. 129-130
(Über Antoine Wiertz)
Mary Peet Bivar, langjährige Schülerin Annie Besants, lebte in Brüssel, schloss sich im Jahre 1910 an Rudolf Steiner an und gründete in 1912 in Brüssel den Johannes-Zweig, übersiedelte Mitte 1914 nach Basel.
GA 253 S. 198
Sprüche für Frau Cato Voûte, Brüssel, ca 1.1.1913
GA 267 S. 356/551
Isabella de Jaager verbrachte ihre Kindheit in Brüssel
GA 277a S. 223
Über Antoine Wiertz, im Brüsseler Museum
GA 291a S. 245
Herzlich,
Michel
"
herzlich
barbara
liebe aoea,
sitemeter location war interessant:-)
danke für den tipp
herzlich
barbara
O, liebe barbara,
das passiert natürlich,dass man was übersieht, wenn man nicht immer alles liest! Danke für die Hinweise, ich habe sie mir ausgedruckt und werde mal nachsehen, "alte" Neuigkeiten interessieren mich immer!
Viele Grüße an alle!
Barbara 1
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